DIE SAGE VON WEHRBURG: DER BARBIER AUF DEM SCHLOSS
Lassen Sie sich entführen in die geisterhafte Sagenwelt des Schlosses Wehrburg
Die mittelalterliche Burganlage des 13.Jahrhunderts steht imposant auf einem Hügel oberhalb der Mittelgebirgslandschaft um Tisens und Prissian. Der beeindruckende Blick und die Schönheit des Schlosses laden zum Träumen und Schwelgen in längst vergangenen Zeiten ein. Gerne erzählt man sich hier oben alte Geschichten und Sagen rund um das Schloss. Insbesondere Sagen von Geistern faszinieren seit jeher sowohl Jung als auch Alt. Auch auf der Wehrburg wird schon seit Generationen die folgende Sage erzählt:
Einst wohnte im Schloss Wehrburg ein Bader, der dort seinem Handwerk nachging. Zu ihm kam eines Tages ein Mann, der sich seinen Bart scheren lassen wollte. Allerdings rasierte der Bader den Bart des Mannes nur zur Hälfte. Auch auf nochmaliges Bitten des Mannes, verweigerte der Barber die Komplettrasur des Bartes. Da entlud sich der Zorn des Mannes und er sprach: „Du Teufel, tot sollst du noch barbieren müssen". Die spöttische Antwort des Baders darauf war lediglich: „Wenn ich es deswegen tun müsste, tät ich's meinetwegen". Nach dem Tod des Barbiers war die Stube des Baders von ständiger Unruhe beseelt. Kein Mensch konnte es dort aushalten, insbesondere nicht in der Nacht.
Wie jedes Jahr fand im September der alljährliche Markt statt und ein Fremder war auf der Suche nach einer Unterkunft. Da im ganzen Ort keine Herbergsmöglichkeit mehr zu finden war, sagt der Wirt zu dem Fremden: „Im Schlosse ist eine Stube leer, aber niemand kann es darin aushalten." Darauf antwortete der Fremde, dass er keine Angst vor einem Geist habe. Er bezog in der berüchtigten Stube der Burg sein Quartier und legte sich schlafen. Als die Geisterstunde nahte, erschien der Barbier und holte aus einem Kasten an der Wand ein Rasiermesser, Seife und einen Teller. Der Geist des Barbiers befahl dem Fremden sich auf einen Stuhl zu setzen, was dieser auch befolgte. Anschließend rasierte das Gespenst ihn und verschwand wieder. Nach einiger Zeit kam er wieder zur Tür herein. Er hatte frisches Wasser und ein Stück Seife bei sich. Als der Fremde den Goggel (südtirolerisch für schwarzer, gutmütiger Teufel) fragte, ob er auch rasiert werden möchte, nickte er. Er nahm auf dem Stuhl Platz und der Fremde barbierte den Geist des Barbers. Nach der Rasur verließ er den Raum, kam aber nach kurzer Zeit mit einer brennenden Kerze zurück. Er erzählte, dass er für ein Vergehen sehr lange hatte büßen müssen und dankte dem Fremden für die Erlösung. Anschließend sprach er zu dem Fremden, dass dieser am nächsten Tag auf die Brücke gehen solle, wo ihn ein Mann erwarten werde. Danach verschwand der Erlöste wieder.
Am nächsten Tag ging der Fremde zur Brücke und wartete dort bis zum Einbruch der Dunkelheit. Als er gerade wieder gehen wollte, erschien ein Bettler auf der Brücke. Bei diesem beklagte sich der Fremde, dass er auf Geheiß des Barbiers schon den ganzen Tag auf der Brücke gewartet habe und dadurch seine kostbare Zeit vergeudet habe. Da antwortete der Bettler dem Fremden: „Mir hat man auch oft gesagt, dass unter jenem Birnbaume ein Schatz liege, habe es aber nie geglaubt und glaub's noch nicht." Nach diesen Worten verließ der Bettler die Brücke und ließ den Fremden zurück. Der Fremde erkannte allerdings, dass der Bettler mit den Worten eine Andeutung gemacht hatte. Er ging zum nächsten Haus und lieh sich dort eine Schaufel und ein Bergeisen aus, um damit zu graben. Schon nach kurzer Zeit fand er eine Kiste mit viel Geld. Diese teilte er mit dem Bettler, so dass dieser Zeit seines Lebens keine Sorgen mehr hatte.
Nun, was halten Sie davon? Ob die Geschichte geschehen ist oder nicht; es liegt an Ihnen die Sage zu glauben. Und wer weiß: vielleicht treffen Sie bei Ihrem nächsten Urlaub auf dem Schloss Wehrburg tatsächlich auf dem Barbier. Einige unserer Gäste , hatten bereits das gespenstische Vergnügen.